Beim Anlass “Shared Spaces, Shared Future” von RETO EGLOFF ARCHITECT AG und BENIMAG GmbH an der Schärenmoosstrasse in Zürich durfte ich in einer Keynote aufzeigen, wie Co-Living zur Entstehung von mehr 10-Minuten-Nachbarschaften beitragen kann.
Co-Living ist ein Wohnkonzept, das gemeinschaftliches Leben mit dem Bedarf nach Privatsphäre verbindet. Menschen teilen Küchen, Coworking-Spaces oder Freizeitbereiche, bauen Community auf und nutzen Flächen effizienter. So kann Co-Living gleichzeitig Wohnungsnot lindern, Immobilienleerstände reduzieren und den Wohnflächenverbrauch pro Kopf senken.
An der Schärenmoosstrasse in Zürich wird eine reine Büroimmobilie der UTO Real Estate Management teilweise zu TomoDomo Coliving transformiert. Die Umnutzung funktioniert hier, weil die Zentrumszone Z6 dies zulässt. Bisher gibt es an diesem Standort noch keine 10-Minuten-Nachbarschaft, da zu wenige Einwohnende vor Ort sind. Die zusätzlichen Bewohner:innen durch Co-Living tragen nun dazu bei, dass sich eine solche Nachbarschaft entwickeln kann.
Doch genau darin liegt das Problem: 👉 In vielen Gemeinden ist Co-Living nicht zonenkonform. Dies obwohl Standorte, Gebäude und Nachfrage vorhanden wären. 👉 Immobilienzyklen und Planungszyklen laufen selten synchron. Wenn die planerischen Grundlagen fehlen, blockiert die Nutzungsplanung jede Chance auf innovative Lösungen.
Co-Living ist damit exemplarisch für ein strukturelles Problem: Viele Lösungen zur Schaffung von Wohnraum scheitern nicht an Finanzierung oder Architektur, sondern an der Grundordnung der Nutzungsplanung.
Die Raumplanung muss besser werden und dafür braucht es Mitwirkung. Wer beim 15-jährigen Revisionsprozess der Grundordnung aktiv wird, schafft die Voraussetzungen, dass in Zukunft Mischnutzungen, Co-Living und 10-Minuten-Nachbarschaften entstehen können, ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig.
Ich unterstütze Grundeigentümer:innen und Entwickler:innen dabei, diese Mitwirkungsmöglichkeiten zu nutzen und aktiv einzufordern. Nur so öffnen wir die Tür für mehr Wohnraum, mehr Flexibilität und eine nachhaltigere Stadtentwicklung.
Herzlichen Dank an Andrin Wörwag für die Einladung, edon miseri photography für das tolle Foto und an alle Teilnehmenden für den inspirierenden Austausch!